Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V. (HNG)

Gegründet :
1979
Sitz :
Mainz-Gonsenheim
Vorsitzender :
Ursula Müller
Publikation :
Nachrichten der HNG
Anzahl der Mitglieder :
ca. 300 (BfV)

900 (Eigenangabe)


 

Funktionäre: Ursula Müller ist die derzeitige Vorsitzende, Nachfolgerin der langjährige Vorsitzende Christa Goerth, Heinz Steinbrecher ist ihr Stellvertreter. In Spitzenpositionen saßen und sitzen u.a. die Rechtsextremisten Volker Heidel (FAP, zur Zeit Söldner in Kroatien), Christian Worch (NL), Markus Privenau (Ex-FAP), Christian Sennlaub (FAP), Friedrich Illian (NPD), das Ehepaar Ursula und Curt Müller aus Mainz-Gonsenheim, Weitere Mitglieder sind Andreas Kreishötker, Andreas Marhauer, Hildegard Illian, Sylvia Endres, Norman Kempken, Christian Malcoci, Thorsten Blank. Norbert Weidner (ist in der Zwischenzeit als Aussteiger bekannt geworden) war bis zum 9. März 1996 Kassenwart.

Struktur: Mitglieder der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörigen e.V. (HNG) sind führende Köpfe des neofaschistischen Spektrums. Sie ist ein Sammlungsorganisation, in der Alt- und Neonazis verschiedenster Richtung bundesweit zusammenarbeiten und ihre Aktivitäten untereinander abstimmen.

Aktivitäten: Am 17. Juli 1979 wird die HNG in Frankfurt a.M. durch Henry Beier, dem Initiator der HNG - Vorläuferorganisation Braune Hilfe gegründet. Beier wird, u.a. wegen Volksverhetzung, 1980 verurteilt. Bis zu seiner Entlassung ist Wolfram Moog kommissarischer Leiter. Am 25. August 1984 wird Beier von Christa Goerth, einer Anhängerin von Michael Kühnen, als Vorsitzender abgelöst, was die schrittweise Unterwanderung der HNG durch Aktivisten der 1983 verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten / Nationaler Aktivisten (ANS/NA) zur Folge hat. 1987 gründet Ernst Tag nach seinem Ausschluß im Juni die HNG-Konkurrenz Internationales Hilfskomitee für nationale politische Verfolgte und deren Angehörige e.V. (IHV). 1989 hat die HNG eine wichtige Funktion beim Streit um Kühnens Bekenntnis zur Homosexualität und vermittelt eine „Stillhaltevereinbarung“ der verfeindeten Flügel innerhalb der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF). Mindestens seit 1990 wirbt die HNG Mitglieder in der ehemaligen DDR, vor allem in den Justizvollzugsanstalten, in denen die Anzahl der Gefangenen mit rechtsextremer Einstellung auf bis zu 30 Prozent geschätzt wird. Solidaritätserklärungen mit inhaftierten Mitgliedern der Nationalen Alternative (NA) und der Deutschen Alternative (DA) folgten. Ebenso aktiv wurde die HNG nach den Pogromen von Hoyerswerda 1991. Beim "Stuttgarter Bewegungsverfahren" 1991, dem Prozeß gegen das Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH), initiierte die HNG eine Prozeßgruppe, sammelte Geld und gab "prozeß-info"-Hefte heraus. 1991 tritt Goerth nach internen Streitigkeiten zurück, Ursula Müller wird am 3. August zu ihrer Nachfolgerin gewählt, ihr Stellvertreter wird Christian Malcoci. Bei den Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992 waren Kameraden der HNG aktiv. In einem internen Rundbrief hieß es zu dem eigenen Erfolg in Rostock: " Bei den Kamerad/innen aus der rechten Szene kamen die Flugblätter sehr gut an, diese verteilten sogleich mit. Kamerad Sennlaubgab den Eingekesselten dazu noch lauter mündliche Verhaltenstips. Schon entlassene Personen kamen mit weiteren Fragen auf uns zu und nahmen unsere Flugblätter mit nach Hause, um sie im Bekanntenkreis zu verteilen." Beim HNG-Jahrestreffen in Bad Dürkheim im Frühjahr 1996 erscheinen ca. 260 Personen.

Periodika: Die Nachrichten der HNG erscheinen seit 1984, verantwortlich ist Christian Scholz. Das Blatt enthält Namen und Adressen inhaftierte Rechtsextremisten sowie Leserbriefe und Appelle aus den Gefängnissen. Über Eberhard Hefendehl (ODAL-Verlag, Herausgeber der Postille Der Scheinwerfer, er soll auch die ersten 500 Exemplare der Anti-Antifa-Zeitschrift Einblick gedruckt haben) wurden auch die HNG-Nachrichten vertrieben, die regelmäßig eine Anti-Antifa-Seite enthalten.

Programmatik: Ziel der HNG ist: „Öffentlichkeit herstellen, Anerkennung der gefangenen Nationalisten als Politische Gefangene, die freie politische Betätigung und Informationsmöglichkeit und die Abschaffung aller Anti-NS- und Gesinnungsparagraphen zu erreichen“. Sie versteht sich als Sammelbecken verschiedener rechtsradikaler Gruppierungen und als Sammelbecken verschiedener rechtsradikaler Gruppierungen und als „Bindeglied zwischen gefangenen Patrioten und Volksgenossinnen und Volksgenossen“.

Zusammenarbeit: Die HNG betreut Gefangene des mittlerweile auch in der Bundesrepublik aktiven Ku-Klux-Klan (KKK). Gute Verbindungen bestehen zu gleichartigen Organisationen im Ausland: Comité Objektif entraide et solidarité avec les victimes de la Répression Antinationaliste (COBRA) Frankreich, Committee to free Patriots and Anticommunist Political Prisoners (COFPAC) USA, Hulpkomitee voor nationalistische politieke gevangenen (Belgien). Die Organisation gibt regelmaßig Gefangenenlisten an Gerhard (Garry Rex) Lauck (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei / Auslands- und Aufbauorganisation) weiter, der diese im „NS-Kampfruf“ mit der Bitte um Unterstützung veröffentlich.

Bedeutung: Die HNG stellt als organisationsübergreifende Vereinigung eine der wichtigsten und größten Organisationen im logistischen Netzwerk des Neofaschismus der Bundesrepublik dar. Zusätzlichen Aufrieb erhielt sie durch die Verbote, nach denen sie als Sammlungsorganisation für militante Neofaschisten fungiert. Innerhalb der Bindegliedfunktion zwischen inhaftierten und freien Neonazis gewährleistet und die gleichzeitig als Rekrutierungsstruktur genutzt wird.

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